Kapitel 7
»Verdammte
Scheiße, Paul!«, blaffte Steffen, als Paul feixend die Angel mit der zappelnden
Forelle genau über Steffens Kopf hinwegzog, sodass dieser mit kaltem Wasser
geduscht wurde.
Leif grinste,
war aber froh, wohlweislich aus Pauls unmittelbarer Nähe geflüchtet zu sein. Er
hatte geahnt, dass sein Freund die Gelegenheit nutzen würde, um jede Menge
Blödsinn anzustellen.
»Die machen so
viel Lärm, dass wir heute Abend Knäckebrot essen werden – pur«, murmelte Sam
nur wenige Schritte von Leif entfernt.
Leif sah nicht
zu ihm hinüber, konnte das Lächeln in Samuels Stimme aber hören. Er hatte den
ganzen Tag über vermieden, ihn allzu lange anzusehen. Denn er hatte die Bilder
aus seinem Traum ebenso wenig verdrängen können wie die Tatsache, dass er sich darauf
einen runtergeholt hatte. Wahrscheinlich litt er aufgrund seiner Scham und
seines schlechten Gewissens an Verfolgungswahn, aber er hatte das Gefühl
gehabt, Sam hätte ihn bei ihrer Begrüßung am Morgen intensiver betrachtet als
sonst, als habe sein Lächeln etwas Anzügliches geborgen. Leif hatte sich
schnellstmöglich in den Laborschuppen abgesetzt, um sich aus der unangenehmen
Situation zu befreien.
Doch genau wie
Paul und Steffen war auch Leif heute wenig motiviert, an seinem Rechner und den
Laborgeräten zu arbeiten. Das Wetter war freundlich, keine Wolke war am Himmel
zu sehen und der Wind hatte sich gelegt. Kein Wetter zum Angeln, wie Sam
angemerkt hatte, aber dennoch hatte er sie begleitet, um ihnen einige gute
Stellen zum Fischen von Forellen an einem der Zuläufe zum See zu zeigen.
Leif hatte
bisher wenig Glück gehabt; nur einige kleine Fische, kaum größer als seine
Handspanne, hatte er aus dem Wasser gezogen. Steffen war bisher am
erfolgreichsten, wenn Paul ihn nicht gerade zur Weißglut trieb. Wenn der ihn
weiter so nervte, würde er ein unfreiwilliges Bad in norwegischem Flusswasser
nehmen.
Paul schien
diese Befürchtung nicht zu teilen, denn er ließ den zappelnden Fisch ein
weiteres Mal über Steffens Kopf kreisen. Nass wurde dabei keiner mehr, doch Steffen
duckte sich fluchend.
»Paul, hör auf
mit dem Kinderkram«, rief Sam zu ihm hinüber.
Leif grinste.
Paul hasste es, wenn man ihn herumkommandierte. Dass er sich allzu oft dermaßen
bescheuert verhielt, dass seinen Mitmenschen kaum etwas Anderes übrig blieb,
beachtete er dabei nicht weiter.
»Du bist ja nur
gepisst, weil meine Fische größer sind als deine«, erwiderte Paul mit einem
dreckigen Grinsen und hangelte nach der Forelle, um sie vom Haken zu holen und
sie, nach einem kräftigen Schlag auf den Kopf, in den Eimer zu werfen, der
hinter ihm stand. Tatsächlich waren darin schon zwei andere größere Forellen
gelandet.
»Sicher«, sagte
Sam trocken. »Deine Fische sind die größten.«
»Leif stimmt mir
darin bestimmt zu, nicht wahr, Hase?«, fragte Paul und klimperte ihn
übertrieben mit den Wimpern an.
»Die
allergrößten«, bestätigte Leif ironisch.
Er war Pauls
seltsame Anwandlungen schon gewohnt. Allerdings beschlich ihn das Gefühl, dass
Paul gerade in Samuels Gegenwart besonders intim tat. Zu Anfang ihrer Freundschaft
hatte Leif oft nicht verstanden, was Paul dazu trieb, mit ihm zu schäkern,
manchmal sogar zu flirten. Es hatte ihn gehörig verunsichert, bis er begriffen
hatte, dass Paul mit so ziemlich allem flirtete, was potenziell an ihm
interessiert war. Musste irgendeine Ego-Sache sein, die Leif nicht
nachvollziehen konnte. Denn trotz Pauls vor allem unter Alkoholeinfluss
vorgetragener Aufforderung, sie sollten mal miteinander rummachen, hatte er nie
wirkliche Initiative gezeigt, sich dem eigenen Geschlecht zuzuwenden.
Sam schüttelte
den Kopf, wirkte jedoch trotz seines spöttischen Grinsens genervt.
»Große Klappe
und nichts dahinter«, sagte er.
»Besser als
schweigsamer Eremit«, entgegnete Paul.
Leif gefiel die
Richtung nicht, in die sich das Geplänkel entwickelte. Er selbst hatte sich
mehr als einmal gefragt, was Samuel hierher verschlagen hatte. Warum er so
zurückgezogen lebte. Er hatte immer geglaubt, Sam hätte irgendwo studiert, in
einer großen Stadt, vielleicht in Frankreich, denn soweit er wusste, war dieser
nach dem Abitur für einige Zeit dorthin gegangen.
Und obwohl ein
Teil von ihm darauf brannte, mehr zu erfahren und Paul fast dankbar für seine
provozierenden Sprüche war, wollte ein anderer Teil ihn daran hindern, Sam
weiter zu piesacken. Es war Samuels Angelegenheit, warum er zurückgezogen
lebte. Leif vermutete, dass er seine Gründe hatte.
Samuels Lächeln
bekam mehr Ähnlichkeit mit einem Zähnefletschen, bevor er sich abwandte und die
Angel in einer eingeübten Bewegung anzog, um dann in gleichmäßigen Intervallen
wieder mehr Schnur zu geben.
Paul schnaubte
abschätzig und Leifs Finger schlossen sich fester um den Griff seiner Angel.
Was war aus dem Sam geworden, der so etwas nie auf sich sitzen gelassen hätte?
Dessen Spott beißend scharf war und verletzen konnte? Samuels Ironie und
Zynismus waren keine Eigenschaften gewesen, die Leif sonderlich an ihm gemocht
hatte. Aber ohne sie erschien er ihm seltsam schutzlos. Denn es war Sam
anzusehen, dass Pauls Eremiten-Bemerkung gesessen hatte.
»Sag mal, kotzt
dich das nicht an? Ich meine, kein Mensch weit und breit, niemand da zum
Vögeln... Ist wohl kein Wunder, dass du so spaßbefreit bist«, nutzte Paul diese
Schwäche schamlos aus.
»Paul, halt
einfach die Klappe, okay?«, fauchte Leif gereizt.
Es gab Tage, da
wollte er seinem Kumpel einfach nur den Hals umdrehen. Heute war einer dieser
Tage. Paul hatte einen zotigen und groben Humor, aber manchmal schoss er übers
Ziel hinaus und trampelte wie ein Rhinozeros durch die Gefühlswelt anderer.
Auch Steffen sah tadelnd zu ihm hinüber.
Samuels Blick
richtete sich für einige Herzschläge auf das Wasser, ohne ihnen weiter
Beachtung zu schenken. Dann lachte er leise. Ein Lachen, das Leif eine
Gänsehaut bescherte, denn es hörte sich gefährlich an.
»Immerhin ficke
ich keine alte Frau.«
Paul starrte Sam
stumm an. Er wurde blass. Leif hatte noch Zeit, ratlos zwischen den beiden hin
und her zu sehen, bevor Paul die Angelschnur einzog, sich Angel und Köder
schnappte und davonmarschierte. Die gefangenen Fische ließ er unbeachtet
liegen. Verwirrt blieben Leif und Steffen zurück. Sam hingegen beobachtete
weiter konzentriert das Wasser, als könnte er die Fische durch
Gedankenübertragung zum Anbeißen bringen.
Ein ungutes
Gefühl beschlich Leif. Sam hatte offensichtlich einen wunden Punkt bei Paul
getroffen. Nur konnte er sich darauf keinen Reim machen. Paul hatte mit vielen
ihrer Kommilitoninnen geflirtet und war bei einigen zum Zug gekommen.
One-Night-Stands oder kleinere Affären, die meist nach ein paar Wochen wieder
beendet waren. Keine der Frauen war älter als Ende zwanzig gewesen.
Lange hielt es
Leif in dem drückenden Schweigen nicht aus, das Pauls Abgang folgte. Obwohl er
sauer auf ihn war, packte Leif seine Sachen zusammen und machte sich auf den
Rückweg. Denn die Alternative wäre gewesen, sich Sam zuzuwenden, der nichts als
grimmige Feindseligkeit ausstrahlte.
Leif fand Paul
vor dem Kamin im Wohnzimmer der Hütte wieder. Lustlos stocherte er in den
brennenden Scheiten umher, die er wenig geschickt gestapelt hatte. Er blickte
kurz auf, als Leif sich neben ihn auf den Holzboden setzte. Das kleine Feuer
wärmte sein Gesicht.
»Was sollte das
gerade?«, fragte Leif und wusste, dass Paul verstand, auf was er sich bezog.
Paul schwieg
mehrere Minuten, bis er schließlich seufzte.
»Ich finde ihn
unheimlich«, sagte Paul und sah Leif das erste Mal offen an.
»Du meinst Sam.«
Paul zuckte mit
den Schultern. »Wen sonst?«
Es überraschte
Leif nicht, dass Paul dieser Ansicht war. Es war schon in ihrer Kindheit
vorgekommen, dass andere Kinder sich von Sam abgewandt hatten. Er war manchmal
einfach seltsam gewesen.
Später, als
Teenager, war die Ablehnung von Leifs Freunden und Schulkameraden nicht mehr so
offen zu Tage getreten, aber sie war bei vielen von ihnen latent zu spüren
gewesen. Sam war ihnen mit jedem Jahr fremder erschienen, gemeinsame
Erinnerungen gerieten in Vergessenheit. Und manchmal war Sam selbst Leif nur
noch fremd gewesen.
Sommer 2004
»Ach, verpiss
dich doch auf dein Nobelinternat, scheiß Snob!«, pöbelte Peter.
Er war
betrunken, wie die restlichen Jungs auf der Party. Alle, bis auf Sam, der nach
dem zweiten Bier auf Cola umgestiegen war. Leif blinzelte träge. Es gefiel ihm
nicht, dass Peter sich so aufspielte, aber Sam hatte sich wirklich den ganzen
Abend scheiße benommen. Er stand mit verschränkten Armen herum und verbreitete
schlechte Stimmung bei allen, die es wagten, sich ihm zu nähern.
Ein
freundlicher, aber recht plumper Versuch Peters, Sam aus seiner Ecke
herauszuholen, scheiterte offenbar gerade kläglich. Leif erhob sich mühselig
vom Sofa.
Peter und Sam
standen dicht voreinander. Peter war schwerer, aber Sam größer. Leif fragte
sich, wann Peter mit dem Wachsen aufgehört hatte – oder wann er und Sam so
hochgeschossen waren. Er näherte sich den beiden Streithähnen und ärgerte sich
über sich selbst. Was ging es ihn an, wenn Sam mal die Quittung für seine
Launen bekam?
Als gehorche er
einem inneren Zwang, legte er die Hand auf Samuels Schulter. Er spürte dessen
Anspannung, bis Sam ihn mit einem leisen Knurren abschüttelte.
»Ach komm,
Samilein, lass dich von deinem Süßen trösten«, stichelte Peter.
Leif war die
dummen Kommentare bereits gewöhnt, dennoch machte sein Herz jedes Mal einen
Satz, wenn Peter einen blöden Spruch in diese Richtung abließ. Niemand hatte
eine Ahnung, wie nah Peter damit der Wahrheit kam – zumindest der Wahrheit, die
nur für Leif existierte. Er hoffte, dass Sam Peters Worte nicht für bare Münze
nehmen würde. Alles, nur bitte das nicht.
Samuels Augen
funkelten bitterböse.
»So, wie sich
dein Stiefvater an dir tröstet, hm?«, fragte er so leise, dass nur Peter und
Leif ihn hören konnten.
Samuels Frage
blieb in Leifs alkoholvernebeltem Hirn hängen. Er hatte keine Zeit, darüber
nachzudenken, denn plötzlich stürzte sich Peter auf Sam. Ineinander verkeilt
rissen sie einen Hocker um, auf dem mehrere Plastikbecher gestanden hatten. Es
kümmerte die beiden nicht, dass sie durch Pfützen klebrigen Alkohols rollten,
während sie aufeinander einschlugen, sich traten und an den Klamotten zerrten.
Um sie herum herrschte schnell lautstarke Verwirrung. Erst, als mehrere von
Leifs Klassenkameraden eingriffen, konnten die beiden getrennt werden.
Heftig atmend
standen sie an entgegengesetzten Enden des Raumes. Sam blutete aus der Nase,
Peter hatte einen Kratzer auf der Wange und ein Auge, das wohl noch zuschwellen
würde. So, wie er sich die Seite hielt, hatte er auch eine Prellung an den
Rippen abbekommen.
»Seid ihr total
bescheuert?!«, herrschte Simone die beiden an.
»Was ist
passiert?«, fragte Tobias gleichzeitig.
Niemand
antwortete. Peter sah verbittert zu Boden, das Gesicht gerötet. Er sah aus, als
würde er gleich vor Wut heulen. Sam machte sich mit einem Ruck von Pascal los
und verließ mit versteinerter Miene das Wohnzimmer. Wenige Sekunden später
hörte Leif die Haustür zuschlagen.
Er sollte Sam hinterhergehen.
Nachsehen, wie es ihm ging. Mit ihm reden. Oder schweigen. Kurz dachte Leif
darüber nach, wie es wäre, Sam in den Arm zu nehmen. Er schnaubte leise. Blöder
Gedanke. Als ob er sich trauen würde. Als ob Sam ihn bräuchte. Er griff nach
einem Plastikbecher, in dem ein Rest Rum-Cola schwappte. Nicht sein Becher. Die
Cola war abgestanden, der Rum schmeckte widerlich nach scharfem Hustensaft.
Egal.
~~~
Leif sah
nachdenklich in die Flammen. Paul wartete auf eine Antwort. Ja. Ja, Sam war...
seltsam. Und manchmal unheimlich. Leif erinnerte sich an den Skandal, den es
vor einigen Jahren in ihrem Heimatdorf gegeben hatte. Hendrik Ratjen,
angesehener Bürger ihres Dorfes, hatte sich über Jahre hinweg an seinem
Stiefsohn vergangen. Leifs altem Klassenkameraden Peter. Rückblickend war sich
Leif sicher, dass Samuel davon gewusst hatte.
»Mit welcher
älteren Frau hast du was am Laufen?«, fragte Leif unvermittelt.
Paul schüttelte
unwillig den Kopf.
»Woher weiß der
Freak das?«, fragte er leise.
Funken stoben
empor, als Paul den Schürhaken ruppig in die brennenden Scheite stach.
Leif ignorierte
Pauls Frage, wenngleich sie in seinem Kopf kreiste und ihm eine leichte
Übelkeit bescherte. Woher wusste Sam manchmal... Dinge?
»Raus mit der
Sprache. Wer ist es?«, versuchte Leif abzulenken.
»Scheiße«,
fluchte Paul, dann grinste er schief. »Behalt es für dich, okay?«
Leif nickte
stumm.
»Ich... wir...
Also, es ist Ann-Kathrin. Von Tresse.«
Vor Erstaunen
klappte Leif der Unterkiefer herunter. »Von Tresse? Gewässerökologie I bis IV?
Das meinst du nicht ernst!«
Trotzig hob Paul
den Kopf. »Doch, genau die.«
»Du vögelst mit
der Tresse? Die ist... keine Ahnung... Ende vierzig?«
»Sechsundvierzig«,
korrigierte Paul.
»Warum? Und
wie?«, fragte Leif verwirrt.
»Keine Ahnung...
es hat einfach geknistert. Sie ist... anders. Weiß, was sie will. Hat
Erfahrung. Als ich dieses Tutorium für ihren Kurs gemacht habe, da... Sie ist
auf meinem Radar aufgetaucht. Hab sie davor gar nicht so wahrgenommen. Aber
irgendwie... Ach Mann, keine Ahnung! Zuerst dachten wir beide, es wäre eine
einmalige Sache. Nach der Weihnachtsfeier des Arbeitsbereichs. Wir sind uns
danach aus dem Weg gegangen. Bis vor vier Monaten... da sind wir noch mal in
der Kiste gelandet. Und seitdem...«
Verschämt
grinsend zuckte Paul mit den Schultern.
Leif schüttelte
ungläubig den Kopf, dann stockte er.
»Sag mal, die
ist doch verheiratet, oder? Hat sie nicht auch Kinder?«
»Ja. Und?«,
entgegnete Paul trotzig.
»Shit! Ich fass
es nicht. Du und die Tresse.«
Eine Weile
schwiegen sie, dann fragte Leif: »Bist du verknallt in sie?«
Pauls Hände
spielten mit dem Griff des Schürhakens.
»Weiß nicht. Ein
bisschen vielleicht. Aber... wir vögeln nur. Sonst nichts. Keine Treffen ohne
Sex. Eigentlich weiß ich nichts von ihr, von ihrem Leben. Warum sie mit mir
schläft. Ob das 'ne Ausnahme für sie ist oder die Regel. Ich hab keinen
Schimmer. Und es ist bestimmt keine exklusive Sache. Ich mein, da waren ja auch
noch Tine und ein paar andere Mädels in den letzten Monaten.«
Leif fragte
sich, ob er Bedauern in Pauls Stimme vernahm. Er legte seinen Arm um ihn und
zog ihn etwas zu sich. Paul roch gut – nach sich und Lagerfeuer. Leif kannte
das Gefühl, sich wie ein blinder Passagier auf einer Reise zu fühlen, deren
Ziel er nicht kannte. Dennoch fand er den Gedanken, dass Paul mit einer ihrer
Professorinnen schlief, befremdlich.
»Du hast dich
echt scheiße benommen, vorhin«, sagte er leise. Haare kitzelten seine Wange,
als Leif seinen Kopf gegen Pauls lehnte.
Paul entzog sich
der Umarmung und funkelte ihn böse an.
»Der Kerl ist
seltsam. Er hat keinen Humor und ist ständig mies drauf. Außerdem...« Jetzt war
es an Paul, nachdenklich zu werden. »Fällt dir nicht auf, wie er dich
beobachtet?«
Ein Flattern breitete sich in Leifs Magen
aus.
»Sam beobachtet
mich?«, frage er ungläubig. Wenn, dann war es wohl eher umgekehrt.
Paul schnaubte
und legte einen weiteren Scheit ins Feuer.
»Sicher tut er
das. Und bevor du dir Hoffnungen machst: Er sieht dir nicht sehnsüchtig
hinterher.«
Das Flattern
erstarb.
»Ich mache mir
keine Hoffnungen!«, erwiderte Leif brüsk.
Hoffnungen, so
ein Quatsch. Er dachte nur viel nach... über ihre Vergangenheit. Und er
träumte... zu viel... und zu feucht. Aber das war doch nur verständlich,
immerhin hatte es ihn ganz schön umgehauen, Sam so unvermittelt wiederzusehen.
»Er beobachtet
dich, als... ich weiß nicht... als ob er dich im Auge behalten müsste. Als ob
du was Dummes anstellen würdest oder so. Er guckt richtig grimmig dabei.«
Leif griff nach
dem Schürhaken und entwand ihn Pauls Griff. Er bemühte sich, das Holz so zu
schichten, dass das Feuer besser brannte. Einer der Scheite brach dabei
auseinander, Funken stoben und kleine Stücke glühender Kohle purzelten auf den
Boden vor dem Kamin. Fluchend sprangen sowohl Paul als auch Leif auf, um die
Glut auszutreten, die es über die schmale Reihe an Kacheln vor dem Kamin
geschafft hatte und nun drohte, sich in die Dielen zu fressen.
Als sie die
Gefahr gebannt hatten, legte Paul seine Hand auf Leifs Schulter und drehte ihn
zu sich.
»Bau keinen
Scheiß, Mann. Hörst du?«
Paul rüttelte
Leif, als sei er ein junger Hund und der ließ sich die grobe
Zuneigungsbekundung gefallen.
»Weiß nicht,
wovon du sprichst«, grummelte er.
»Von dir und dem
Freak«, sagte Paul leise.
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