Kapitel 6
Es dauerte
etwas, bis Leif sich an das Halbdunkel im Bootshaus gewöhnt hatte. Die breite
Eingangstür war hinter ihm zugefallen und klapperte nun im abendlichen Wind,
der über den See strich. Er tastete sich an den Regalen entlang, die mit Werkzeug,
Angelruten, Eimern, Gartengeräten und anderem Kram gefüllt waren. Der Durchgang
zum hinteren Teil der Hütte war mit einer schweren Decke verhängt. Als er sie
zurückzog, schlug ihm nach Holz riechende Hitze entgegen.
Fasziniert
betrachtete Leif das Zimmer, das zwei Kerzen in den obligatorischen Wandhaltern
erhellten. Ein kleiner gusseiserner Ofen mit einer einzigen verrosteten
Herdplatte war für die Hitze im Raum verantwortlich. Auf dem Herd stand ein
großer Kochtopf, wie er sonst in Kantinen genutzt wurde. Neben dem Topf mit
heißem stand auf dem Boden ein Eimer mit kaltem Wasser, aus dem eine große
Schöpfkelle ragte. In der Nähe des Ofenrohres war ein Gestell angebracht, auf
dem Handtücher zum Trocknen hingen.
An der linken
Wand befand sich – für Leif etwas irritierend – ein langer Holzkasten, der mit
einer Schaumstoffmatratze und einer Tagesdecke bestückt war, sodass sich ein
Notschlafplatz ergab. Er fragte sich, ob es oft vorkam, dass irgendein armer
Tropf hier nächtigen musste – nachdem der Rest der Hüttenbesetzung geduscht und
den Raum in ein Dampfbad verwandelt hatte.
In der rechten
hinteren Ecke des Raumes befand sich die Dusche. Wie Leif inzwischen wusste,
konnte das Wasser über einen langen hölzernen Hebel aus einem Metallkanister in
den Duschkopf gepumpt werden. Für die richtige Temperatur musste man heißes und
kaltes Wasser abwechselnd in den Kanister füllen. Paul hatte bereits vor ihm
geduscht und so waren die Holzdielen im Bereich der Dusche nass, wenngleich der
Großteil des Wassers durch die daumendicken Spalten zwischen ihnen abgelaufen
war. Seife und Shampoo standen auf einer kleinen Ablage, die an der Wand
befestigt worden war.
Bedacht darauf,
nicht aus Versehen auf das nasse Holz zu treten, zog sich Leif aus und legte
seine Kleidung auf das Bett. Der Fußboden war kalt, kühle Luft streifte um
seine Knöchel und bescherte ihm trotz der Hitze eine Gänsehaut. Mit dem
Handtuch hob er den Deckel des Topfes an und legte ihn auf dem Boden neben dem
Herd ab. Etwas unsicher befüllte er den Kanister mit Hilfe der Schöpfkelle
abwechselnd mit kaltem und heißem Wasser, dann schloss er den Topf wieder. Er
trat unter die Dusche und fasste prüfend mit der Hand in den Kanister. Die
Wassertemperatur schien angenehm.
Zögerlich
betätigte er den hölzernen Pumphebel. Er setzte ihm mehr Widerstand entgegen,
als Leif vermutet hatte. Nach mehreren Pumpbewegungen fielen einige lauwarme
Tropfen, dann ergoss sich der erste Schwall warmen Wassers über ihn. Ein Teil
davon ging daneben, denn wie sich herausstellte, war es gar nicht so einfach,
den Rhythmus zwischen Pumpen und Duschen zu finden. Dennoch genoss Leif das
warme Wasser, mit dem er sich Schweiß und Rauch von der Haut waschen konnte.
Sein feuchtes Haar roch nach Lagerfeuer. Er mochte den Geruch eigentlich, aber
es war nichts, was er unbedingt mit ins Bett nehmen musste.
Ein kalter
Luftzug ließ die Kerzen flackern und schickte einen Schauer über seine Haut.
Irritiert drehte Leif sich zum Eingang – und erstarrte. Im Durchgang, die
schwere Decke mit einer Hand zurückhaltend, stand Sam. Er trug einige Scheite
Brennholz unter dem Arm und war genauso reglos wie Leif. Nach dem ersten
Schreckmoment kam wieder Bewegung in Sam.
»Entschuldige,
ich wusste nicht... Ich wollte nur Holz nachlegen«, sagte Sam.
Er schien auf
eine Erwiderung zu warten, doch als diese nicht kam, zuckte er mit den
Schultern und schob sich in den Raum. Mit einem dumpfen Laut fiel die Decke
zurück an ihren Platz.
Leif wurde kalt,
gleichzeitig stieg ihm die Hitze ins Gesicht. Denn Sam stand da und sah ihn an.
Sein Blick huschte über Leifs Körper. Streifte Schultern, Rippen und Hüften.
Leif wusste nicht, wie lange er ihn so ansah. Wahrscheinlich waren es nur
einige Sekunden, doch sie kamen ihm quälend lang vor.
Schließlich
wandte sich Sam dem Herd zu, kniete sich hin und begann, einige Scheite in den
Ofen zu schieben. Bevor Sam sich ihm wieder zuwenden konnte, drehte sich Leif
zur Wand und hantierte ungeschickt mit dem Hebel. Seine Hände zitterten, das
warme Wasser streifte lediglich seine linke Schulter.
»Lass mich das
machen.«
Leif zuckte
zusammen und fuhr herum. Neben ihm, viel zu dicht, stand Samuel. Er griff um
Leif herum und betätigte den Hebel. Ein Schwall Wasser prasselte auf Leif herab
und ließ seine Haut prickeln. Sam ließ sich nicht davon stören, dass sein
Pullover durch das Spritzwasser nass wurde. Er sah Leif ruhig an und betätigte
ein weiteres Mal den Hebel.
»Wenn du nicht
kalt duschen willst, solltest du dich beeilen«, meinte Sam mit einem boshaften
Glitzern in den Augen.
Leif schluckte
trocken und griff nach der Seife. Mit tauben Fingern führte er sie über seinen
Körper. Sam folgte den Bewegungen mit einem Blick, der dem einer Katze beim
Beobachten einer ahnungslosen Maus glich. Seine Lippen öffneten sich, einzelne
Wassertropfen schimmerten auf seiner Haut.
Das weiche
Gleiten der Seife erregte Leif. Schaum rann an ihm hinab, streichelte ihn mit
vorwitzigen Fingern. Es waren Samuels Finger, daran gab es keinen Zweifel. Er
kannte sie. Leifs Schwanz fühlte sich schwer an, die Haut seiner Hoden spannte.
»Fertig?«,
fragte Sam nach einer Weile heiser.
»Ja.«
Es überraschte
Leif, wie ruhig seine Stimme klang. Sam lächelte wölfisch und reichte ihm das
Shampoo. Das Geräusch, mit dem es in Leifs Haaren aufschäumte, war seltsam laut
in der gespannten Stille. Fruchtiger Geruch umgab sie. Unpassend. Leif schloss
die Augen. Ungefragt betätigte Sam den Hebel, ließ Wärme und Nässe auf Leif
regnen. Ein gleichmäßiger Rhythmus, der Leif den Schaum aus den Haaren und vom
Körper spülte. In der Pause zwischen zwei Schwallen Wasser glaubte Leif,
Samuels kühlen Atem auf seinem Gesicht zu fühlen.
Er schlug die
Augen auf, musste das Wasser wegblinzeln. Sam hatte sich nicht von der Stelle
gerührt. War durchweicht. Schön und schrecklich zugleich. Nur ein kurzer
Schritt und Leif hatte die Distanz überbrückt.
Er wollte Samuel
an sich ziehen. Oder wahlweise aus dem viel zu heißen Raum prügeln. Leif packte
Sam im Nacken. Kein freundlicher Griff. Er konnte den hungrigen Schimmer in
Samuels Augen sehen. Und Angst, die Leif aufzuschneiden schien, direkt in
seinen Brustkorb drang und sein Herz umklammerte.
Samuels Lippen
waren kühl und nass. Er gab einen Laut von sich; ein ersticktes Knurren, das
Leif durch und durch ging. Der erste Moment ihres Kusses war wie der Augenblick
vor einem Autounfall: ganz still, fast bewegungslos. Nur, um dann umso lauter
zerrissen zu werden.
Hitze. Zungen,
die übereinander rieben. Nägel, die sich in nackte Haut gruben. Hände, die fest
zupackten. Nasser Stoff, der über Haut scheuerte. Zähne. Körper. Kraft, brutal
und zerstörerisch. Zu wenig Zeit für zu viel Berühren, Kratzen, Nehmen.
Leif glaubte,
noch nie so bedürftig gewesen zu sein wie in diesem Moment. Er brauchte Sam. Seinen
Geruch, den Geschmack seiner Haut. Sein Körper brauchte ihn, egal, welche Zerstörungen
Sam hinterlassen würde. Leif brauchte den Mann, der sich schon damals im Jungen
verborgen hatte. Der nun vor ihm stand, sich um ihn wickelte wie eine Python um
ihre Beute. Fremd, wie ihm noch nie ein Mensch erschienen war. Der küsste wie
Sam und ihn packte wie ein Unbekannter. Der Teil von Leif, der nie aufgehört
hatte, seiner ersten Liebe nachzutrauern, schrie auf. Schmerz und Triumph
vereint.
Mit jeder ihrer
Berührungen säten sie Hunger und Gier. Grob zerrte Leif den Pullover mitsamt
Shirt von Samuels Körper. Er hielt sich nicht damit auf, über dessen Haut zu
streichen, sondern zog fordernd den Gürtel auf. Ein leises Klatschen von Leder.
Samuels umtriebige Hände störten Leifs Konzentration, während er an den Knöpfen
der Hose nestelte.
Der Stoff war
rau an seinen Fingerknöcheln. Die dunkle Pants ein schnell beseitigtes
Hindernis. Wenig elegant trat Sam sich Hose und Schuhe von den Füßen, ließ sie
auf dem nassen Holzboden liegen.
Stille. Atemlos.
Sam stand vor
ihm. Nackt. Sichtlich erregt. Das Kerzenlicht beschien die Narben auf seiner
Haut. So viele. Die meisten silbern und klein. Wie von Schnitten. Die lange
Narbe über Samuels Rippenbogen schien verblasst. Dafür zierte eine hässlich
aufgewölbte Linie seine Brust. Als hätte man ihm das Herz herausgerissen.
Leif kam es so
vor, als flüsterten die Narben zu ihm, als erzählten sie ihm eine fantastische
Geschichte von dunklen Welten, von Entbehrungen und Mut. Vom Überleben. Doch er
war zu sehr in seiner Gier nach Sam gefangen, als dass er hätte zuhören können.
Das Kerzenlicht malte unruhige Schatten auf Samuels Körper. Wie Wesen in der
Tiefe des Meeres glitten sie über seine Haut, sangen eine Melodie, für Menschen
undeutbar. In Leifs Augen war Sam wunderschön, trotz der Narben und Schatten.
Vielleicht auch gerade deswegen.
»Komm her«,
verlangte Leif.
Es war nur ein
leises Flüstern, doch Sam folgte ihm. Kam zu ihm. Bis sie sich auf ganzer Länge
berührten. Leif umschlang den Mann vor sich, vergrub sein Gesicht an Samuels
Schulterbeuge, biss ihn, weil Küsse zu wenig waren. Jede Berührung schmerzte
auf seiner Haut. Fiebernd hob er den Kopf, witterte, krallte sich in Samuels
Haare, zog ihn näher. Näher, immer näher. Heiß und kalt, die Narben unter Leifs
Handflächen schienen zu glühen.
Sam schob ihn
rückwärts, bis Leif den Bettkasten an seinen Waden spürte. Eine Welle des
Schwindels erfasste ihn. Er ließ sich davontragen. Freier Fall. Sam fiel mit
ihm. Schwere und Atem. Haut, Feuchtigkeit. Samuels Gewicht auf ihm, Reibung an
seinem Schwanz. Wie Wellen am Strand, bevor ein Sturm kam. Bisse und Küsse.
Mit einem groben
Griff in seinen Schopf zog Leif Samuels Gesicht von sich weg. Er musste ihn
ansehen.
»Schlaf mit
mir.«
Samuels Augen
erschienen bodenlos. Fremd und gefährlich. Eine Prise Angst stachelte Leifs
Erregung an. Sie nahm zu, als er das Lächeln sah, das über Samuels Züge glitt.
Eine Erinnerung kitzelte Leifs Bewusstsein, aber er konnte sie nicht fassen.
Dann schob sich Sam nach unten.
Leif hatte dies
schon getan. Nicht bevorzugt, aber oft genug, um zu wissen, was auf ihn zukam.
Er stellte die Beine auf, ließ sie von Sam nach oben drücken. Entblößt und
schutzlos lag er vor ihm. Es machte ihm Angst und gleichzeitig wollte er genau
dies. Sich seiner eigenen Angst entgegenwerfen. Sie austreiben. Ein Exorzismus
der anderen Art.
Sam berührte ihn
schamlos. Leckte über Leifs Hoden, über die zarte Haut auf der Innenseite der
Beine, dort, wo sie in den Damm übergingen. Ein Saugen an Leifs Eichel,
unvermittelt, ließ ihn keuchen. Doch Sam ließ ihm keine Gelegenheit, sich an
den Reiz zu gewöhnen. Er tauchte wieder tiefer. Seine Zunge Versuchung und
Folter zugleich. Weich, forschend. Samuels Hände an seinen Pobacken eine
Forderung, die Nässe dazwischen ein Versprechen.
Leif wurde
schwer. Mit jeder Berührung glaubte er, sich mehr zu öffnen. Sein Körper sprach
eine Einladung aus.
Sam kam nach
oben, legte sich halb über Leif, stützte das Gewicht seines Oberkörpers auf dem
linken Ellenbogen ab. Seine Lippen schmeckten nach Salz und Erregung, er roch
süß. Leifs Hände wanderten über den Körper des anderen Mannes, ziellos und
gierig. Alles von Sam wollte er erspüren. Haut, Haar, Mann, Schwanz, Arsch.
Alles, alles, noch viel mehr.
»Ich werde nicht
mit dir schlafen.«
Sam hätte Leif
auch mitten ins Gesicht schlagen können, der Schock wäre in diesem Moment kaum
größer gewesen. Leif verspannte sich und schnaufte überrascht, als ein
vorwitziger Finger in ihn eindrang.
»Du... ahh.«
Ein Reiz in
seinem Inneren. Tastend, suchend. Findend.
Sam bewegte sich
auf ihm, als ob er ihn nähme. Es war unbequem, er konnte Samuels Schwanz
spüren, seidige Feuchtigkeit auf seinem Bauch.
»Warum nicht?«
»Hm?«, schnurrte
Sam abwesend.
»Warum willst du
nicht... Gott! Mach das noch mal!«
Umgehend kam Sam
seiner Aufforderung nach und unterband damit für die nächste Zeit weitere
Fragen. Leif zerfloss. Es war noch nie so gut... nur von einem Finger...
Reibung an seinem Schwanz, nicht genug... Sam... Geruch... Geschmack. Leif
krümmte sich Sam entgegen, seine Beine zitterten.
»Bitte.«
Sam brummte
verneinend, stieß dafür seinen Finger härter in ihn.
Leif schlug
seine Zähne in Samuels Schulter.
»Mach schon!«,
knurrte er undeutlich, Samuels Haut zwischen den Zähnen.
»Leif...«
Samuels Stimme
klang herrlich rau. Die Erregung troff daraus, wie sie aus seinem ganzen Körper
zu perlen schien. Schweiß und Moschus und Sam.
»Nein... nicht
hier... «
Die Berührung
verschwand, zusammen mit dem Gewicht eines anderen Körpers auf dem seinen.
Zurück blieben Kälte und Dunkelheit. Schatten, die sich bewegten, dichter
Schwärze gleich. Wann waren die Kerzen erloschen? Ein Flüstern, unverständlich.
»Sam?«, fragte
Leif in die Dunkelheit.
Er fühlte sich
verloren. Das Einzige, was von Sam geblieben war, war die Erregung, die ihre
Klauen schmerzhaft in Leifs Körper geschlagen hatte.
»Sam!«
Seine Stimme
hallte in der leeren Weite, in der sein Körper zu schweben schien.
Leif schreckte
empor und stieß sich heftig den Kopf an dem Etagenbett über ihm.
»Fuck!«
Er rieb sich
verstört durchs Haar und fluchte ein weiteres Mal, als er die schmerzende Beule
berührte. Wie zum Hohn zog sich Erregung durch seinen Körper, sein Schwanz
hatte seine Pants durchnässt. Seine Haut prickelte. Was für ein... Traum. Das
war es doch gewesen, oder? Es hatte sich so unglaublich real angefühlt...
Benommen
schüttelte Leif den Kopf und ließ sich zurücksinken. Sein Bett war zerwühlt,
die Bettdecke halb hinabgerutscht. Unwirsch zerrte er sie über sich. Es war
kalt.
Leif schloss die
Augen und lauschte. Nächtliche Stille umgab ihn. Draußen rauschte es leise in
den Birken und Büschen, ansonsten war es ruhig. Nicht einmal Steffens
Schnarchen war zu hören. Die Stille ließ dem Traum und Leifs lebhaften
Erinnerungen zu viel Raum. Zögerlich strich er über seinen Schwanz. Die
Berührung schickte ein Ziehen in sein Kreuz. Er ließ die Hand in die Pants
gleiten, umfasste sich. Träge, verschlafen und doch furchtbar erregt. Er dachte
an Sam, an den Traum. Ob er wirklich mehr Narben hatte als früher? Aus einem
unerfindlichen Grund glaubte Leif daran.
Sam hatte so gut
gerochen. Sein Gewicht auf ihm, die Art, wie Leif willig unter ihm gelegen
hatte. Etwas, das er sich bei klarem Verstand kaum zutraute. Samuels Zunge,
dann sein Finger in ihm... Leif schickte seine zweite Hand tiefer, drückte auf
seinen Damm, streichelte weiter hinab, bis er über seinen Anus fuhr. Er
unterdrückte ein Stöhnen.
Je weiter er
sich trieb, desto weniger war er in der Lage, klar zu denken. Bilder und Klänge
zogen durch seinen Kopf. Wassertropfen auf Samuels Haut. Das Gefühl der
aufgewölbten Narbe unter Leifs Zunge. Ein Vergrößerungsglas für seine
Empfindungen. Atem, ein leises Lachen. Warm und rau. Samuels Schwanz, steil
aufgerichtet, die Eichel feucht. Leif stellte sich vor, wie es gewesen wäre,
hätte Sam sich nicht geweigert. Schmerz und Lust. Gewicht. Ganz sanft. Raserei.
Öffnen. Nehmen. Alles. Alles von Sam.
Mit einem
heiseren Laut kam Leif, fühlte den Orgasmus, als sei seine Fantasie real. Es
zog heftig in seinen Lenden und in seinem Hintern. Er brauchte danach einige
Minuten, in denen er bewegungslos verharrte, die Hand um sein Glied gelegt,
klebrig und nass.
Als sein Hirn
die Arbeit wieder aufnahm, stellten sich gleichzeitig zwei Empfindungen ein:
Scham, angesichts seiner detaillierten Fantasie, und das Gefühl, beobachtet zu
werden. Irritiert richtete Leif sich auf und spähte in die Dunkelheit. Er
konnte das kleine Fenster über dem Kopfende des Bettes als hellere Fläche
sehen, doch das Licht des Mondes reichte kaum dafür aus, die Umrisse des Stuhls
und der Tür zu erkennen. Aber hätte sich jemand im Zimmer befunden, wäre ihm
das nicht entgangen, winzig, wie es war. Er war echt bescheuert!
Abwesend wischte
er seine nasse Hand am Bettbezug ab, bereute die Bewegung aber im nächsten
Moment. Mürrisch schälte er sich aus der Bettdecke und zog seine durchweichte
Pants aus, wischte damit die letzten Reste seines Spermas von seiner Haut. Er
tastete eine Weile in seinem Rucksack umher, bis er eine frische Unterhose fand
und zurück ins Bett krabbelte.
Leif wollte nur
noch schlafen. Vergessen. Denn wenn er genauer darüber nachdachte, beunruhigte
ihn der Traum von Sam. Es war nicht gut, dass Sam ihn so anmachte. Dass er
Leifs Blicke auf sich zog. Dass er immer noch so gut roch. Leif fühlte sich wie
ein trockener Alkoholiker in einer Bar voller Hochprozentigem. Dabei hatte er
sich geschworen, nie wieder so abhängig zu sein, wie er es von Sam gewesen war.
Leif drehte sich
auf die Seite und rollte sich zusammen. Er schloss die Augen und versuchte,
nicht mehr nachzudenken. Sich nicht mehr zu erinnern. Zu schlafen und möglichst
nicht zu träumen. Doch der Schlaf wollte lange nicht kommen.
Hallo Dewi,
AntwortenLöschendeine "Parallelwelt" hat enormes Suchtpotenzial, zwischen wirklichem Leben und Erinnerungen, Träumen und Wünschen von Leif versteckt sich etwas Beängstigendes, das sich noch nicht recht fassen lässt, ein beklemmendes Gefühl und böse Vorahnungen suggeriert - sehr, sehr spannend.
Danke!
A.
Hey A.,
Löschenes freut mich, dass Dir die Probekapitel von Parallelwelt so gut gefallen. Ihr Leser sollt oft gar nicht so genau wissen, woran Ihr seid und Leif durch diese schwierige Zeit folgen .... und hoffentlich viele spannende und auch schöne Momente dabei erleben.
LG
Dewi