... oder: Eine
Geschichte zu schreiben ist eine Sache, ein (illustriertes) Buch daraus zu
machen, eine andere.
Kurz, nachdem Staub & Stolz im April 2013 herausgekommen
ist, habe ich damals ein wenig über die Zusammenarbeit mit dem Incubus-Verlag
im Rahmen des Lektorats geschrieben. Heute möchte ich Euch vom Schreiben von Parallelwelt und der
Zusammenarbeit mit dem Cursed-Verlag erzählen.
Die Rahmenbedingungen für Parallelwelt waren gänzlich andere als die für Staub & Stolz. Im Februar 2012 hatte ich dem Cursed-Verlag die Idee für die Geschichte, einen Prolog, ein Beispielkapitel und eine sehr, sehr grobe Storyline vorgestellt – und der Verlag hatte Interesse.
Nun stand ich vor einer Herausforderung: Parallelwelt würde
ich im Gegensatz zu Staub & Stolz offline schreiben und konnte damit nicht
auf das stetige Feedback einer Leserschaft als Motivationshilfe und Korrektiv
zurück greifen. Mir hat das durchaus Sorgen gemacht, weil ich noch nie eine
Geschichte in Romanlänge im „stillen Kämmerlein“ geschrieben hatte.
Von Seiten des Cursed-Verlages kam der Vorschlag, dass ich
von der Lektorin begleitet schreiben könnte – ein Vorgehen, das andere Autoren
und Autorinnen mit dem Verlag schon erprobt hatten. Ich fand die Idee sehr gut,
gab sie mir doch die Sicherheit, dass ich mich mit der Geschichte nicht
vollkommen verrennen und am Ende in einer Sackgasse stehen würde.
Also erhielten meine Lektorin und eine weitere Mitarbeiterin
des Verlages alle paar Wochen ein Paket mit einigen Kapiteln. Da ich manchmal
wirklich lahmarschig bin, was die Schreiberei angeht, mussten sie einige Male
auch Monate warten. ;) Nachdem sie die Kapitel gelesen hatten, gaben sie mir
ein Feedback. Wir diskutierten die Darstellung der Charaktere, einzelne Szenen,
Übergänge von Kapiteln und mögliche zukünftige Entwicklungen der Handlung und
der Charaktere.
Was ich dabei sehr angenehm empfand, war die Art, in der
meine Lektorin mir dabei zur Seite stand. Es ging um meine Ideen, meine
Gedanken, Zweifel, Fragen und manchmal auch meine Sorgen. Nie hatte ich den
Eindruck, ich würde in eine bestimmte Richtung gedrängt.
Ich gebe zu, dass ich zu Anfang die Befürchtung hatte, ich
könnte für das Cursed-Verlagsprofil eine zu raue, kerlige und auch zu düstere
Geschichte schreiben und habe mich damit zuweilen selbst blockiert. Von meiner
Lektorin kam dann die Ermunterung, die Geschichte genau so zu schreiben, wie sie
sich für mich anfühlt und nicht daran zu denken, ob irgendetwas nicht ins
Verlagsprogramm passen könnte. Sie würden mit mir zusammenarbeiten, weil ich so
schreibe wie ich es eben tue – und nicht, weil sie mich in irgendein Schema
pressen wollten.
In Zeiten, in denen man immer wieder davon hört, wie Autoren
und ihre Geschichten von Verlagen „glattgehobelt“ werden, bis sie und ihre
Schreibe in einer uniformen Masse aufgehen, ist es toll, in der Zusammenarbeit
mit kleinen Verlagen wie Incubus oder dem Cursed-Verlag genau das Gegenteil zu
erleben: im Schaffensprozess gefördert, herausgefordert und unterstützt zu
werden.
Etwa auf der Hälfte der Geschichte holte ich mir in
Abstimmung mit dem Verlag noch einige Testleser mit ins Boot, die, ohne die
Storyline zu kennen, meine ersten „Versuchskaninchen“ wurden. War die
Geschichte spannend genug? Packte sie die Leser? Konnten sie sich mit den
Charakteren und ihren Handlungen identifizieren? Was vermuteten die Leser, wie
es weiter gehen würde? All diese und viele weitere Fragen beantworteten mir
meine Testleser durch ihre Feedbacks, die mich sehr motiviert und mir oft genug
Denkanstöße gegeben haben.
Parallel zu meinem Schreiben machte sich Janine Sander an
erste Skizzen für die Illustrationen. Gemeinsam mit der Lektorin besprachen wir
Szenen, die illustriert werden könnten und den möglichen Bildaufbau der
Illustrationen. Für mich war dieser Teil der Produktion von Parallelwelt eine
unglaubliche Bereicherung. Es hat wahnsinnig viel Spaß gemacht, Protagonisten,
die bisher nur in meiner Fantasie existierten, aufs Papier gebannt zu sehen.
Oft hatte ich beim Schreiben einige der Charakterskizzen
neben mir, um meinen Kerlen – insbesondere Leif - fragend ins Gesicht zu
starren: „Was zum Teufel machst du da
gerade! Du sollst dich unterhalten / dem Geheimnis auf die Spur kommen / dich
um deine Proben kümmern, nicht deine Gefühle mit dir durchgehen lassen! --- Was,
muss das JETZT sein?! Wie, was meinst du? --- Eh, lässt du den Kerl in Ruhe?!
Leif, verdammt, hör auf mit dem Scheiß und ...!“
Ich habe die Diskussionen mit Leif
regelmäßig verloren. *grins*
Und dann, nach fast eineinhalb Jahren brüten, schreiben,
brüten, fluchen, manischem Schreiben und noch mehr brüten war es soweit – das
Manuskript von Parallelwelt war fertig. Durch die stetige Begleitung meiner
Lektorin während des Schreibprozesses konnte ich davon ausgehen, dass keine
größeren Plotlöcher vorhanden waren oder irgendwelche grundsätzlichen
Entwicklungen in der Geschichte kritisiert werden würden. Dennoch war ich
gespannt, was die redaktionelle Überarbeitung des Manuskripts durch den Verlag
ans Licht bringen würde.
Eine weitere Cursed-Mitarbeiterin übernahm diesen Teil der
Produktion von Parallelwelt. Es war spannend zu sehen, wie jemand, der nicht in
den vorangegangenen Monaten in meine Arbeit an Parallelwelt eingebunden gewesen
war, die Geschichte aus professioneller Sicht unter die Lupe nahm. Nach einigen
Wochen bekam ich den Text mit einer Reihe von Kommentaren und kleineren
Korrekturen zurück.
Zumeist waren es Kommentare zum Stil oder zum logischen
Aufbau einzelner Szenen, die Parallelwelt noch einmal gegen den Strich
bürsteten. Eine größere Passage, in der ich „Infodump“ betrieben hatte, haben
wir gelöscht (und im Nachhinein betrachtet war das wahrlich kein Verlust ;)),
manche Passagen haben wir umgestellt, um den Lesefluss zu verbessern. Einige
Absätze sind auch neu hinzugekommen, um Charakteren mehr Tiefe zu geben oder
die Stimmung bestimmter Szenen zu verstärken.
Ab und an wurden arg poetische Bilder meinerseits als
Stilelement in Frage gestellt. Hier haben wir uns ausgetauscht und diskutiert.
Es war interessant, sich als Autor selbstkritisch zu fragen: Funktioniert
dieses oder jenes Sprachbild beim Leser? Wenn ich sehr an einzelnen Passagen
gehangen habe, sie Teil meiner schreiberischen Identität waren, sind sie jedoch
drin geblieben. Einige andere haben wir einvernehmlich rausgeschmissen.
Nachdem ich mit dem Überarbeiten des Textes durch war, wurde
er vorläufig ins Layout gesetzt und zwei Prooflesern gegeben, die sich ein
letztes Mal um Rechtschreibung, Interpunktion usw. kümmerten.
Währenddessen lief Janine zu Höchstform auf und produzierte
Illustration um Illustration. Denkwürdig war sicher eine vierstündige
Skype-Konferenz wischen München, Hamburg und Valparaíso, in denen wir die
Illustrationen diskutierten. Mir hat das viel Spaß gemacht, wenngleich ich
glaube, dass ich Janine ab und an mit meinen Kommentaren in den Wahnsinn
getrieben habe. Gerüchte sagen, sie habe nach der Abgabe der Illustrationen
einen dreiwöchigen Kuraufenthalt beantragt .... ;)
Wer sehen möchte, wie in mehreren Schritten das Cover von Parallelwelt entsteht, kann auf dem Blog von Janine vorbeischauen und das
Making of bewundern. Hier könnt Ihr auch den letzten Arbeitsschritt sehen, in dem die Grafikerin Janines Illustration in ein Coverlayout gesetzt hat.
Tja, und nach diesen atemlosen Wochen war es dann irgendwann
soweit: Parallelwelt wurde in den Druck gegeben. Die Arbeit auf Verlagsseite
hört da noch lange nicht auf, aber fragt mich bitte nicht nach Details des
Verlagswesens.
Wenn ich nun auf die letzten zwei Jahre zurück blicke, kann
ich nur sagen: Ich würde es wieder tun! Es war anstrengend, es hat mich
herausgefordert, und gleichzeitig sehr viel Spaß gemacht. Neben dem
eigentlichen Schreiben von Parallelwelt ist die respektvolle und oft auch
enthusiastische Zusammenarbeit mit dem Team des Cursed-Verlages und mit Janine
eine Bereicherung gewesen, die ich nicht missen möchte.
Danke an Julia, Janine und das ganze Cursed-Team!
P.s. Sobald die ersten
Kapitel der Leseprobe draußen sind, zeige ich Euch auch für Parallelwelt ein
paar Beispiele des Textes vor und nach der redaktionellen
Überarbeitung.
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