Donnerstag, 22. Mai 2014

Parallelwelt: Wie aus einer Idee ein Roman wird

... oder: Eine Geschichte zu schreiben ist eine Sache, ein (illustriertes) Buch daraus zu machen, eine andere.


Kurz, nachdem Staub & Stolz im April 2013 herausgekommen ist, habe ich damals ein wenig über die Zusammenarbeit mit dem Incubus-Verlag im Rahmen des Lektorats geschrieben. Heute möchte ich Euch vom Schreiben von Parallelwelt und der Zusammenarbeit mit dem Cursed-Verlag erzählen. 


Die Rahmenbedingungen für Parallelwelt waren gänzlich andere als die für Staub & Stolz. Im Februar 2012 hatte ich dem Cursed-Verlag die Idee für die Geschichte, einen Prolog, ein Beispielkapitel und eine sehr, sehr grobe Storyline vorgestellt – und der Verlag hatte Interesse.

Nun stand ich vor einer Herausforderung: Parallelwelt würde ich im Gegensatz zu Staub & Stolz offline schreiben und konnte damit nicht auf das stetige Feedback einer Leserschaft als Motivationshilfe und Korrektiv zurück greifen. Mir hat das durchaus Sorgen gemacht, weil ich noch nie eine Geschichte in Romanlänge im „stillen Kämmerlein“ geschrieben hatte.

Von Seiten des Cursed-Verlages kam der Vorschlag, dass ich von der Lektorin begleitet schreiben könnte – ein Vorgehen, das andere Autoren und Autorinnen mit dem Verlag schon erprobt hatten. Ich fand die Idee sehr gut, gab sie mir doch die Sicherheit, dass ich mich mit der Geschichte nicht vollkommen verrennen und am Ende in einer Sackgasse stehen würde.

Also erhielten meine Lektorin und eine weitere Mitarbeiterin des Verlages alle paar Wochen ein Paket mit einigen Kapiteln. Da ich manchmal wirklich lahmarschig bin, was die Schreiberei angeht, mussten sie einige Male auch Monate warten. ;) Nachdem sie die Kapitel gelesen hatten, gaben sie mir ein Feedback. Wir diskutierten die Darstellung der Charaktere, einzelne Szenen, Übergänge von Kapiteln und mögliche zukünftige Entwicklungen der Handlung und der Charaktere.

Was ich dabei sehr angenehm empfand, war die Art, in der meine Lektorin mir dabei zur Seite stand. Es ging um meine Ideen, meine Gedanken, Zweifel, Fragen und manchmal auch meine Sorgen. Nie hatte ich den Eindruck, ich würde in eine bestimmte Richtung gedrängt.

Ich gebe zu, dass ich zu Anfang die Befürchtung hatte, ich könnte für das Cursed-Verlagsprofil eine zu raue, kerlige und auch zu düstere Geschichte schreiben und habe mich damit zuweilen selbst blockiert. Von meiner Lektorin kam dann die Ermunterung, die Geschichte genau so zu schreiben, wie sie sich für mich anfühlt und nicht daran zu denken, ob irgendetwas nicht ins Verlagsprogramm passen könnte. Sie würden mit mir zusammenarbeiten, weil ich so schreibe wie ich es eben tue – und nicht, weil sie mich in irgendein Schema pressen wollten.

In Zeiten, in denen man immer wieder davon hört, wie Autoren und ihre Geschichten von Verlagen „glattgehobelt“ werden, bis sie und ihre Schreibe in einer uniformen Masse aufgehen, ist es toll, in der Zusammenarbeit mit kleinen Verlagen wie Incubus oder dem Cursed-Verlag genau das Gegenteil zu erleben: im Schaffensprozess gefördert, herausgefordert und unterstützt zu werden.

Etwa auf der Hälfte der Geschichte holte ich mir in Abstimmung mit dem Verlag noch einige Testleser mit ins Boot, die, ohne die Storyline zu kennen, meine ersten „Versuchskaninchen“ wurden. War die Geschichte spannend genug? Packte sie die Leser? Konnten sie sich mit den Charakteren und ihren Handlungen identifizieren? Was vermuteten die Leser, wie es weiter gehen würde? All diese und viele weitere Fragen beantworteten mir meine Testleser durch ihre Feedbacks, die mich sehr motiviert und mir oft genug Denkanstöße gegeben haben.

Parallel zu meinem Schreiben machte sich Janine Sander an erste Skizzen für die Illustrationen. Gemeinsam mit der Lektorin besprachen wir Szenen, die illustriert werden könnten und den möglichen Bildaufbau der Illustrationen. Für mich war dieser Teil der Produktion von Parallelwelt eine unglaubliche Bereicherung. Es hat wahnsinnig viel Spaß gemacht, Protagonisten, die bisher nur in meiner Fantasie existierten, aufs Papier gebannt zu sehen.

Oft hatte ich beim Schreiben einige der Charakterskizzen neben mir, um meinen Kerlen – insbesondere Leif - fragend ins Gesicht zu starren: „Was zum Teufel machst du da gerade! Du sollst dich unterhalten / dem Geheimnis auf die Spur kommen / dich um deine Proben kümmern, nicht deine Gefühle mit dir durchgehen lassen! --- Was, muss das JETZT sein?! Wie, was meinst du? --- Eh, lässt du den Kerl in Ruhe?! Leif, verdammt, hör auf mit dem Scheiß und ...!“

Ich habe die Diskussionen mit Leif regelmäßig verloren. *grins*

Und dann, nach fast eineinhalb Jahren brüten, schreiben, brüten, fluchen, manischem Schreiben und noch mehr brüten war es soweit – das Manuskript von Parallelwelt war fertig. Durch die stetige Begleitung meiner Lektorin während des Schreibprozesses konnte ich davon ausgehen, dass keine größeren Plotlöcher vorhanden waren oder irgendwelche grundsätzlichen Entwicklungen in der Geschichte kritisiert werden würden. Dennoch war ich gespannt, was die redaktionelle Überarbeitung des Manuskripts durch den Verlag ans Licht bringen würde.

Eine weitere Cursed-Mitarbeiterin übernahm diesen Teil der Produktion von Parallelwelt. Es war spannend zu sehen, wie jemand, der nicht in den vorangegangenen Monaten in meine Arbeit an Parallelwelt eingebunden gewesen war, die Geschichte aus professioneller Sicht unter die Lupe nahm. Nach einigen Wochen bekam ich den Text mit einer Reihe von Kommentaren und kleineren Korrekturen zurück.

Zumeist waren es Kommentare zum Stil oder zum logischen Aufbau einzelner Szenen, die Parallelwelt noch einmal gegen den Strich bürsteten. Eine größere Passage, in der ich „Infodump“ betrieben hatte, haben wir gelöscht (und im Nachhinein betrachtet war das wahrlich kein Verlust ;)), manche Passagen haben wir umgestellt, um den Lesefluss zu verbessern. Einige Absätze sind auch neu hinzugekommen, um Charakteren mehr Tiefe zu geben oder die Stimmung bestimmter Szenen zu verstärken.

Ab und an wurden arg poetische Bilder meinerseits als Stilelement in Frage gestellt. Hier haben wir uns ausgetauscht und diskutiert. Es war interessant, sich als Autor selbstkritisch zu fragen: Funktioniert dieses oder jenes Sprachbild beim Leser? Wenn ich sehr an einzelnen Passagen gehangen habe, sie Teil meiner schreiberischen Identität waren, sind sie jedoch drin geblieben. Einige andere haben wir einvernehmlich rausgeschmissen. 

Nachdem ich mit dem Überarbeiten des Textes durch war, wurde er vorläufig ins Layout gesetzt und zwei Prooflesern gegeben, die sich ein letztes Mal um Rechtschreibung, Interpunktion usw. kümmerten.

Währenddessen lief Janine zu Höchstform auf und produzierte Illustration um Illustration. Denkwürdig war sicher eine vierstündige Skype-Konferenz wischen München, Hamburg und Valparaíso, in denen wir die Illustrationen diskutierten. Mir hat das viel Spaß gemacht, wenngleich ich glaube, dass ich Janine ab und an mit meinen Kommentaren in den Wahnsinn getrieben habe. Gerüchte sagen, sie habe nach der Abgabe der Illustrationen einen dreiwöchigen Kuraufenthalt beantragt .... ;)

Wer sehen möchte, wie in mehreren Schritten das Cover von Parallelwelt entsteht, kann auf dem Blog von Janine vorbeischauen und das Making of bewundern. Hier könnt Ihr auch den letzten Arbeitsschritt sehen, in dem die Grafikerin Janines Illustration in ein Coverlayout gesetzt hat.

Tja, und nach diesen atemlosen Wochen war es dann irgendwann soweit: Parallelwelt wurde in den Druck gegeben. Die Arbeit auf Verlagsseite hört da noch lange nicht auf, aber fragt mich bitte nicht nach Details des Verlagswesens.

Wenn ich nun auf die letzten zwei Jahre zurück blicke, kann ich nur sagen: Ich würde es wieder tun! Es war anstrengend, es hat mich herausgefordert, und gleichzeitig sehr viel Spaß gemacht. Neben dem eigentlichen Schreiben von Parallelwelt ist die respektvolle und oft auch enthusiastische Zusammenarbeit mit dem Team des Cursed-Verlages und mit Janine eine Bereicherung gewesen, die ich nicht missen möchte.

Danke an Julia, Janine und das ganze Cursed-Team!



P.s. Sobald die ersten Kapitel der Leseprobe draußen sind, zeige ich Euch auch für Parallelwelt ein paar Beispiele des Textes vor und nach der redaktionellen Überarbeitung.



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