Es ist einfach unglaublich, wie viel Rumpel sich noch in
einem Text verbirgt, den man - als Autor - für eigentlich sauber und in Ordnung
gehalten hat.
Ich habe einige arbeitsreiche Wochen hinter mir, nachdem
mein Manuskript von "Staub & Stolz" aus dem Incubus-Lektorat
zurückgekehrt ist.
Über 400 Din A4 Seiten hat dieses Manuskript, und die waren
nun derartig voller Korrekturvorschläge und Anmerkungen, dass OpenOffice
regelmäßig in die Knie ging. Außerdem gab es noch ein Extra-Dokument von 4
Seiten (liebevoll "Dewis Suchliste" genannt), in dem grundsätzliche
handwerkliche und inhaltliche Anmerkungen versammelt waren.
Wer nun glaubt, dass die Anmerkungen übertrieben waren oder meinen
Stil umgekrempelt hätten, der liegt falsch. Meine erste Reaktion war: WOW ...
shit ... das bedeutet Arbeit. Meine zweite Reaktion war: WOW ... shit ... ist
das geil! Denn aus jedem Vorschlag sprach die Liebe zu dieser Geschichte und
das Bemühen, sie durch einen Feinschliff zu verbessern.
Meine generellen Sünden waren:
Wort- und Namenswiederholungen (Nie wieder schreibe ich eine
Geschichte, in der ein Prinz vorkommt! Nie mehr! *lach*), Füllwörter und Abschwächungen,
zwischenzeitliche „Lieblinge“ (sprich die phasenweise gehäufte Verwendung
bestimmter Begriffe) sowie einige Worte, die aufgrund des Settings nicht
günstig gewählt waren (weil sie z.B. zu modern waren).
Die Einbettung der wörtlichen Rede war ein anderes
Hauptaugenmerk, weil ich hier wirklich recht monoton gearbeitet hatte.
Außerdem war dem Text wohl deutlich anzumerken, dass ich mit
ihm das Schreiben "gelernt" habe. Nicht, dass ich hier ausgelernt
hätte, bei weitem nicht! Aber "Staub & Stolz" war nach einem
recht kurzen Text im Bereich FanFiction die erste lange Geschichte, die ich je
geschrieben habe. Und ja, man merkt das der Rohgeschichte an. Das bedeutete,
dass die Überarbeitung der ersten 100 Seiten etwa so viel Zeit in Anspruch
genommen hat wie die restlichen 300 Seiten zusammen. Ich schätze, das gilt für
meine Lektorin genauso wie für mich.
Feingefühl, Respekt und Humor kennzeichneten die Vorschläge,
die mir gemacht wurden. Dass aus meiner Geschichte ein Text wird, der auch
wirklich zwischen zwei Buchdeckel gehört, ist das Ergebnis von Teamarbeit. Ein
Team, das ein gemeinsames Ziel verfolgt. In dem ich von meiner Lektorin auch
mal zu hören bekomme, dass ein Absatz murks ist (nein, nicht mit diesen Worten
*lach*, das war die Kurzform) und in dem ich auch so eine Kritik annehmen kann,
weil alle anderen Anmerkungen den Kern der Sache getroffen haben.
Ich weiß, dass das Incubus-Lektorat sich mehrere Wochen mit
dem Text beschäftigt hat. Die Anmerkungen (soweit ich sie mittragen konnte, und
dies war sicher zu 95 % der Fall) einzuarbeiten, hat mich geschätzt mindestens
100 Stunden Arbeit gekostet. Ich glaube aber, dass sich diese Arbeit gelohnt
hat!
Natürlich finde ich auch jetzt noch Passagen, in denen mein
– inzwischen geschultes – Auge zwinkert und ich denke: Moment mal, das könnte
ich doch jetzt ersetzen, umstellen etc.. Ich vermute, dieses Spiel könnte man
ewig betreiben.
Was ich unglaublich schön finde, ist, dass sich der Text
insgesamt durch das Lektorat und die Überarbeitung gemausert hat. Manchmal sind
es nur Kleinigkeiten, die sich geändert haben, manchmal ist auf einmal mehr
„Fluss“ drin. Der Text ist schlicht besser geworden.
Nach der Überarbeitung des Manuskripts bleibt mir Müdigkeit
... und eine gehörige Portion Dankbarkeit. Ich schätze, ich habe viel, viel
Glück gehabt.
Danke, liebe Incubi, für die tolle Arbeit bisher!
Ach ja: Als nächstes kommt das Korrektorat, in dem
Rechtschreibung und Interpunktion verbessert werden. Große stilistische oder
inhaltliche Dinge werden aber nicht mehr angemerkt (außer, ich sollte mir bei
der Überarbeitung einen Klopfer geleistet haben, was ich nicht hoffe ;)). Danach
müsste das Ganze in den Satz gehen, während gleichzeitig am Coverlayout
gearbeitet wird. Und dann ... hui.
Wer nach diesem ellenlangen Gelaber meinerseits immer noch
weiter lesen will, kann sich die folgenden beiden Bilder ansehen, in denen sich
Rohtext und überarbeiteter Text gegenüber gestellt werden.
Soweit,
Dewi
Wow, das sieht total klasse aus alles! :)
AntwortenLöschenDa habt ihr wirklich tolle Arbeit geleistet!
Ich bin schon gespannt darauf, irgendwann mal das Endergebnis in den Händen zu halten. :)
Weiter so. ;)
Hallo Dewi,
AntwortenLöschendas ist wirklich erstaunlich, wie sich durch solche "Kleinigkeiten" der Text verändert, das wird echt klasse, ich freue mich, wenn das Buch in den Handel kommt; bin ja mal gespannt aufs Cover. :)
Liebe Grüße
Anita
Hallo Dewi,
AntwortenLöschenan deinen beiden Beispielen lässt sich gut nachvollziehen, wieviel Arbeit deine Lektorin und du noch einmal in den Roman investiert habt, um ihn für uns zukünftige LeserInnen noch anschaulicher, abwechslungsreicher und ansprechender zu machen. Vielen Dank für diese ganze Mühe, von der wir alle profitieren dürfen!
Der Countdown bis zur Veröffentlichung läuft also; noch 77 Tage Wartezeit, hoffentlich finde ich genügend Lesefutter, um so lange durchzuhalten ;)
Liebe Grüße und weiterhin viel Ausdauer beim letzten Schliff am Text
Claudia